Regio Golf Talk „Golf & Teaching“
Service für Neugolfer – Regio Golf Talk mit Thierry Rombaldi (golfschool.ch)
Thierry Rombaldi hat hat nach seiner Karriere als Profisportler im Skifahren und Golfen die erste öffentliche Golfschule der Schweiz gegründet und aufgebaut. Auf was Neugolfer achten sollen, sagt er im Gespräch mit Regio Golf.

Thierry Rombaldi, Schweizer Kanadier, wuchs in Crans-Montana auf, ist seit 38 Jahren Mitglied des Swiss PGA Master Professional und hat nach seiner Karriere als Profisportler im Skifahren und Golfen die erste öffentliche Golfschule der Schweiz gegründet und aufgebaut. Er arbeitet selbständig in Zürich, organisiert seine Golfschule auf den schönsten Golfplätzen im In- und Ausland durch. Sein bio-mechanisches Konzept hält den Körper gesund und stärkt die mentale Resilienz. Seit 1998 pflegt Thierry Rombaldi eine Partnerschaft mit dem Natural-Golf-Gründer Peter Croker aus Australien (www.crokergolf.com). Aktuell teilen beide wöchentlich eine innovative online Coaching-Plattform. Darüber hinaus hat er das innovative «home teaching concept» für Golfer entwickelt.
Wie hast Du und Dein Team das Golfjahr 2020 gemeistert und was waren die Thierry Rombaldi, welche Schritte muss ein Neugolfer beachten, bevor er zu einem Golfschläger greift?
Der «Neuling» sollte einen schönen Naturgolfplatz finden, wo er seine ersten Schritte und Schläge in einem angenehmen Ambiente erleben kann. Diese ersten Erfahrungen vermitteln einen positiven Eindruck und wirken motivierend. Ausserdem sollten bei einem Schnupperkurs nicht mehr als 2 bis 3 Personen dabei sein. Denn die ersten Stunden erfordern Konzentration – und jedes Detail zählt. Dann gehts schrittweise weiter, mit Putting, Chipping und Basisschwung. Erfahrungsweise funktioniert das am besten ohne Ball. Golf darf keine «Massenabfertigung» sein. Sonst endet die anfängliche Begeisterung mit Frustration, Überforderung und möglichen Verletzungen …
Müssen Neugolfer in bester körperlicher Verfassung sein?
Eine einigermassen intakte Gesundheit und ein starker Rücken sind von Vorteil. Denn falsche Haltungen und falsche Schwungbewegungen können im Rücken Spannungen verursachen. Wer die ersten Schläge mit einem diesbezüglich ausgebildeten Golf-Pro tätigt, kann allerdings Fehler vermeiden und die Rückenmuskulatur stärken. Wer sich für den Golfsport interessiert, braucht ausserdem Begeisterungsfähigkeit, ein hohes Konzentrationsvermögen, eine gewisse mentale Balance – und eine grosse Portion Geduld. Die gute Nachricht ist jedoch: Man kann all das auch mit «learning by doing» verbessern.
Welche Kriterien sind wichtig bei der Auswahl eines Golflehrers/in (PRO)?
Empfehlenswert ist ein PGA-Golflehrer, der nebst psychologischen und didaktischen Fähigkeiten auch eine fundierte Golftechnik vorweisen kann. Er sollte nicht mit purer Kraft, sondern mit dem Schwung der Bewegung arbeiten – und stets die ganzheitliche Gesundheit seiner Klienten im Blick haben. Schliesslich zeichnet sich ein guter Pro durch Authentizität aus. Er versteht es, Anfänger für die schönen Seiten des Sports zu begeistern. Zugleich zeigt er ihnen aber realistische Perspektiven auf. Denn wie jeder komplexe Sport erfordert Golf viel Disziplin. Mein Lieblingsspruch ist: «Frust gehört zu Golf. Demut und Geduld machen den Meister!»
Welche Grundausstattung benötigt ein Golfanfänger?
Golfanfänger sollten höchstens vier Sachen einkaufen: (1) ein kleines Putting-Grün respektive einen entsprechenden Teppich, (2) einen guten Putter, (3) ein Pitching Wedge und (4) ein Eisen. Das reicht, um die Grundbewegung zu lernen. Mit dem Eisen 8 kann man die Grundlage des Chipping üben, mit den Pitching Wedge die Kunst des Pitching & Vollschlags. Ich besorge dieses Material jeweils selbst für meine Schüler oder begleite sie auf dem Einkauf. Nur so bin ich sicher, dass Gewicht und Balance wirklich zu ihnen passen – und sie nicht vergebens Geld ausgeben. Das optimale Gewicht zu finden ist wichtig, um Verletzungen zu verhindern. Nicht selten entscheidet die Materialauswahl über Erfolg und Misserfolg. Das richtige Materialdesign, Frequenz, Gewicht, Länge, Kick, Schwunggewicht, Dynamik, die gesamte Palette setzt viel Energie fürs Spiel frei.
Welche Fehler sollte ein Neugolfer unbedingt vermeiden?
Ich rate dringend davon ab, dass Neugolfer allein oder mit Amateuren Golf lernen. Die ersten Stunden sollten sie unbedingt mit qualifizierten PGA-Golflehrern verbringen und sich durch sie begleiten lassen. Bücher, Selbstlernhilfen und Videoinstruktion können einen auf die falsche Spur bringen. Denn jeder Spieler ist ein Individuum. Ein erfahrener Golflehrer berücksichtigt dies im Gegensatz zu Pauschalrezepten. Der Golfschwung muss individuell und ohne äussere Beeinflussung aufgebaut werden. Jeder Spieler sollte seinen eigenen Schwung aufbauen, nach den bio-mechanischen Gesetzen. Das bedeutet, dass man seinen eigenen Körper kennenlernen und im Gleichtakt mit seinem Temperament schwingen muss. Hilfreich ist hier das trainierte Auge und die Erfahrung des PGA Lehrers. Wenn schon, müsste man also ein persönliches Golfbuch für jeden Spieler schreiben.
Wieviel Zeit sollte ein Neugolfer einsetzen bis zur Platzreife und zur Platzerlaubnis?
Das hängt vom Einsatz und dem Talent des Schülers ab. Bei durchschnittlicher Begabung, aber guter Grundinstruktion, ist mit 15 bis 30 Trainingsstunden zu rechnen. Das beinhaltet mindestens 10 Stunden auf der Driving Range und beispielsweise 3 mal 2 Stunden auf einem 6 oder 9-Loch-Golfplatz. Hinzu kommen mindestens 2 bis 4 Stunden für den praktischen Regel und Etiketten-Kurs für die finale Platzreife-Prüfung. Wissenschaftlich Studien zeigen, dass die besten Lernfortschritte erreicht werden, wenn nur kurze zeitliche Abstände zwischen den einzelnen Lektionen bestehen. Zudem empfehle ich, die ersten 5 Stunden nicht allein zu üben. Ausnahme: das Kurzspiel. Sonst riskiert man, sich falsche Bewegungen anzueignen. Um diese wieder zu korrigieren, erfordert es viermal so viel Zeit.
Und wie sieht es bei der Fortbildung aus?
Optimal wäre es, den ganzen Lernprozess in 1 bis 3 Monaten durchzuziehen. Für das Lernen des richtigen oder falschen Bewegungsablaufs sind die ersten fünf Stunden entscheidend. Für die Befestigung und Automatisierung der Bewegung braucht es danach zusätzliche 10 Stunden. Ziel ist es, dass die Schwünge locker und natürlich erfolgen – so ähnlich, wie wir automatisch atmen. Danach gilt es, in Spielsituationen Routine zu gewinnen und mentale Kräfte zu sammeln. Die psychologische Komponente des Spiels verbessert sich von Jahr zu Jahr. Auch wer schon länger spielt, sollte aber die Basisbewegung immer wiederholen, reflektieren und perfektionieren. Golf bedeutet auf jedem Niveau einen lebenslangen Lernprozess.
Wie lange geht es, bis man an einem Golf Turnier teilnehmen kann?
Ich rate jedem Golfspieler, zuerst einen Golf-Mental-Kurs zu absolvieren. Da wird einem schnell offenbart, inwieweit man mit Stress, Organisation, Routine, Timing, Erwartung, Erfolg und Fehlschlägen umgehen kann. Je nach mentaler Stärke, Spielniveau, Ehrgeiz und Nervenzustand empfehle ich erst nach der zweiten Saison an kleinen 9-Loch-Turnieren teilzunehmen. Ein Turnier kann eine grosse psychische Belastung darstellen, was die Freude am Spiel beeinträchtigen kann. Lockerheit, Spass und Sportlichkeit weicht dann rasch Druck, Leistungszwang und Konkurrenzdenken.
Welche Rolle spielt die mentale Verfassung eines Golfanfängers?
Ich würde sagen: «Golf beginnt im Kopf». Die mentale Verfassung eines Golfanfängers ist essentiell. Sie hilft, sich innerhalb der eigenen Grenzen optimal zu verhalten und die Selbstkontrolle zu anerkennen. Auf Golfplätzen lässt sich die ganze Spannweite beobachten – vom Zustand der inneren Ruhe bis hin zu totalen Ausrastern. Egal, wie viel Erfahrung und Können jemand mitbringen: Golf ist und bleibt auch eine Kopfsache!
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