Service für Neugolfer – Regio Golf Talk mit Pascale Fahrni (fahrni-coaching.ch)
„Wichtig ist ein gutes, mentales Fundament“
Pascale Fahrni ist diplomierte Sportmentaltrainerin und Unternehmenscoach. Im Interview spricht sie über den Einfluss mentaler Stärke beim Golfspiel.
Pascale Fahrni arbeitet als diplomierte Sportmentaltrainerin und ist Coach für Unternehmerinnen und Unternehmer und Führungspersonen. Sie ist VR Mitglied und strategische Beraterin im eigenen Familien KMU Founder Calmyz® your business | your golf | academy www.calmyz.ch
Pascale Fahrni, warum ist Mentale Stärke wichtig für Golferinnen und Golfer?
Die mentalen Aspekte im Golf zu kennen ist sehr wichtig. Sie haben Einfluss auf die Lern- und Spielentwicklung. Je höher ich in einer Liga spiele, umso ausschlaggebender ist die mentale Stärke, um im entscheidenden Moment zu performen. Als Neugolfer hilft mir ein gutes, mentales Fundament. Damit kann ich ruhig bleiben, meine Aufmerksamkeit selber steuern, meine Denksabotagen lösen, im richtigen Augenblick fokussiert sein, hohe Erwartungen an mich relativeren und mein Selbstvertrauen stärken.
Mentaltraining ist sehr individuell. Grundsätzlich ist es die Fähigkeit, mein Denken und mein Handeln bewusst zu steuern. So dass ich zum gewünschten Augenblick meine Leistung abrufen kann
Haben Anfänger im Golfsport Nachteile ohne mentale Kenntnisse?
Gerade am Anfang müssen Neugolfer viele technische Aspekte lernen. Doch auch hier ist ein gutes mentales Fundament von Vorteil. Selbstvertrauen und Selbstwahrnehmung sind bereits wichtige Faktoren. Im Golfsport können sich Spieler, mit ihren eigenen Stärken und Schwächen nicht verstecken. Jeder Stressmoment wirkt sich unweigerlich auf den Schwung oder den Fokus aus. Hier helfen dann oft einige mentale Tools um schnell wieder in die innere Balance zu kommen.
Spätestens auf dem Platz wird schnell klar, wie Golfer mit sich selber umgehen. Sind sie geduldig, nervös, streng, wertschätzend, unsicher, fokussiert, zerstreut, draufgängerisch usw. Kennt ein Neugolfer die mentalen Aspekte im Golfspiel von vornhinein, hat das einen enormen Einfluss auf die Qualität des ganzen Lernprozesses und auf den persönlichen Erfolg auf dem Platz.
Hat ein guttrainierter Sportler Vorteile, wenn er Neugolfer ist?
Es kommt sicher darauf an welche Sportart ausgeübt wird. Guttrainierte Sportler haben nebst der physischen Grundlage (Ausdauer und Kraft) den Vorteil, dass sie es gewohnt sind, sich Ziele zu setzen und dafür auch zu trainieren. Zudem ist ein gutes mentales Fundament eine gewinnbringende Voraussetzung.
Sportler, die Hockey oder Tennis spielen, haben sicher einen Vorteil, da beide Sportarten – wie beim Golf – ein «Werkzeug» nutzen, um einen Ball oder Puck zu bewegen.
Zu welchem Zeitpunkt benötigen Anfänger ein Mental-Training oder ein Coaching?
Das kommt auf jeden einzelnen Golfspieler an. Ich arbeite seit neustem eng mit einem Pro zusammen. Wir haben herausgefunden, dass es von Vorteil ist, wenn Golfer bereits von Anfang an mentale Grundkenntnisse erhalten. Die Selbstwahrnehmung ist da ein zentraler Punkt. Denn Golf soll ja von Anfang an Spass machen. Menschen, die mit Spass und Begeisterung an einer Sache herangehen, sind aufnahmefähiger und erreichen schneller Fortschritte. Menschen, die bewusst erkennen, wo sie sich noch weiterentwickeln dürfen sind allgemein gelassener im Umgang mit sich selber.
Spätestens, wenn sie auf dem Platz spielen, empfehle ich das Mentaltraining. Denn dort findet die praktische Umsetzung statt.
Was ist wichtig für Neugolfer bei seinem ersten HCP-Turnier?
Ruhe, souveräne Gelassenheit, Freude und Spass. Zudem das Bewusstsein, dass man das 1. Turnier spielt und man da Neuland betritt. Leider lernen wir bereits als Kind in der Schule, dass man erst gut ist, wenn man eine gute Note erreicht hat. Dieses innere Streben nach: «Ich muss gut sein, damit ich Anerkennung bekomme.», spielt uns oft einen grossen Streich.
Ich muss mein 1. Turnier nicht als Sieger verlassen. Die Nervosität, weil alles Neu ist, wird sowieso da sein. Dass man nicht alle Regeln im Griff hat, ist auch normal. Ich empfehle da einfach Spass zu haben und sich auf das 1. Mal zu freuen.
Für alle, die vor lauter Nervosität nicht schlafen oder spielen können, hilft langsam, ruhig und tief ein- und ausatmen. Immer wieder die Füsse auf dem Boden spüren. Sie geben in jedem Fall immer ihr Bestes, zu jeder Zeit.
Wie nahe liegen Erfolg und Blamage beieinander bei einem Golfer und wo liegt der Unterschied?
Blamage ist eine typische Denksabotage. Blamage ist nicht gefährlich. Doch im Kopf entstehen die vielen unglaublichen Geschichten. Solche Gedankenmuster finden immer in der Vergangenheit (ich erinnere mich an eine ähnliche Situation) oder in der Zukunft (was werden die anderen über mich denken), statt. Diese Gedankenmuster lösen Stress aus. Stress wirkt sich sofort auf die Körperspannung aus. Der Schwung kann nie und nimmer locker und leicht ausgeführt werden. Er misslingt und die prophezeite Blamage wird real. So kann eine Abwärtsspirale beginnen. Wenn wir in unserem Kopf den Gedanken haben: “Nur erfolgreiche Menschen sind gute Menschen“, dann ist es an er Zeit, im mentalen Bereich weiter dazuzulernen. Blamage und Erfolg liegen hier also ganz nah beieinander.
Als Neugolfer ist gut zu wissen: Alle Golfer sind mit sich selber beschäftigt. Deshalb braucht es die Blamage eigentlich nicht. Was es braucht ist der gefühlte und erlebte Erfolg. Denn mit jedem erfolgreichen Schlag, den ich in meinem Unterbewusstsein abspeichere, stärken ich das Vertraue in mich und mein Spiel.
Ist Ehrgeiz wichtig für einen Anfänger im Golf und wie soll er damit mental umgehen?
Ein gesunder Ehrgeiz kann helfen, sich diszipliniert auf sein Ziel hinzubewegen.
Ehrgeiz ist also grundsätzlich nichts Schlechtes. Menschen mit hohen Erwartungen an sich selber, tendieren hingegen oft dazu, nur den Misserfolg zu sehen. Sie können ihren Erwartungen nicht gerecht werden. Sie fokussieren sich noch mehr auf: «Ich muss das jetzt können!» Da entsteht wiederum Stress. Diese Menschen tendieren oft zu destruktiven Selbstgesprächen. Doch Golf spielen soll Spass machen. Darum empfehle ich stets, sich selber wertschätzend und auf Augenhöhe zu begegnen. Sprechen sie mit sich, wie sie mit einer lieben Freundin, einem geschätzten Freund sprechen würden.
Wie geht der Golfer mental um mit Leistungsdruck, Erwartungen, HCP, Turnieren?
Golf ist einer der tollsten Sportarten auf der Welt. Was man hier alles fürs Leben mitnehmen kann, ist enorm. Man ist an der frischen Luft, bewegt sich, hat ein Ziel vor Augen, kann spielen, kann taktisch vorgehen, trifft sich mit Freunden, lernt neue Menschen kennen und noch viel mehr. Gegeben sind die 18 Löcher, die bestimmten Regeln und das Wetter.
Ab da ist man schon frei im Tun und Lassen. Das HCP ist im übrigen dazu da, damit alle Golfer die gleiche Ausgangslage haben, wenn sie miteinander spielen. Golf hat für jeden Platz. Ob Freizeitgolfer oder Leistungsgolfer.
Nun zu der Frage wie man mit Druck umgehen kann. Es gibt verschiedene Tools. Hier mal 3 Tipps:
- Üben sie jeden Tag im Hier und Jetzt zu sein
- Füsse auf dem Boden spüren, Hände auf den Bauch und das Herz legen, tief in den Bauch ein- und ausatmen. Atem für 4 Zähler anhalten bevor man ausatmet. Nutzen sie diese Technik wann immer sie in Stress kommen.
- Achten Sie darauf, dass sie ihren Rhythmus behalten. Unter Stress werden die Bewegungen immer schneller. Das Spiel wird hektisch und weil dann die Schläge vielleicht nicht mehr klappen, wird der Druck noch höher. Erinnern sie sich an Punkt 1.
- Eine gute Vorbereitung hilft, dass man ruhig und gelassen ans Tee 1 gehen kann. Material check, kurzes Warm Up und lassen sie ihre Pendenzen zu Hause.
Welche Rolle spielt die mentale Verfassung eines Golfanfängers?
Ich würde sagen: «Golf beginnt im Kopf». Die mentale Verfassung eines Golfanfängers ist essentiell. Sie hilft, sich innerhalb der eigenen Grenzen optimal zu verhalten und die Selbstkontrolle zu anerkennen. Auf Golfplätzen lässt sich die ganze Spannweite beobachten – vom Zustand der inneren Ruhe bis hin zu totalen Ausrastern. Egal, wie viel Erfahrung und Können jemand mitbringen: Golf ist und bleibt auch eine Kopfsache!
